Was ist Co-Regulation überhaupt?
Co-Regulation bedeutet Selbstregulation. Wenn du auf die Welt kommst, kannst du das nicht allein. Du erlernst das nach und nach über dein Umfeld, also von Menschen, die dich beruhigen und dir Sicherheit vermitteln. Waren deine nächsten Menschen unsicher, hatten Ängste oder unverarbeitete Traumata, waren depressiv oder abhängig, hast du unter Umständen das nicht erfahren können.
Selbstregulation beschreibt also die Fähigkeit, durch echte Präsenz und Unterstützung anderer Menschen das eigene emotionale und körperliche Gleichgewicht wiederzufinden. Es ist ein natürlicher Prozess, bei dem unser Nervensystem von einem anderen reguliert wird, insbesondere in stressigen oder überwältigenden Momenten. Und diese Momente haben kleine Kinder oft, da sie sich ja nur durch Weinen oder Schreien bemerkbar machen können.
Sie basiert auf der wechselseitigen Verbindung zwischen Menschen, hauptsächlich durch Körpersprache, Stimme, Mimik und Berührung. Wenn du zum Beispiel aufgeregt bist und jemand ruhig mit dir spricht, dir in die Augen schaut oder einfach präsent bleibt, kann sich dein Nervensystem beruhigen. Das liegt daran, dass unser Körper unbewusst auf Signale von Sicherheit und Verbundenheit reagiert.
Warum ist Co-Regulation so wichtig?
- In der Kindheit ist sie essenziell, damit ein Kind lernt, mit seinen Gefühlen umzugehen. Ein Elternteil oder eine Bezugsperson, die tröstet und beruhigt, hilft dem Kind, emotionale Sicherheit in sich selbst zu entwickeln.
- Auch Erwachsene profitieren davon. In belastenden Situationen kann die Unterstützung eines anderen Menschen Stress reduzieren, Ängste abbauen und das Gefühl von Geborgenheit stärken.
Selbstregulation und Trauma
Wenn du in deiner Kindheit wenig davon erfahren hast, kann es schwierig sein, später als Erwachsener mit intensiven Gefühlen umzugehen. Ohne diese frühen Erfahrungen fehlt dir möglicherweise das „innere Modell“, das dich beruhigt. In solchen Fällen ist es hilfreich, die Unterstützung von anderen bewusst zu suchen – etwa durch Therapie, unterstützende Beziehungen oder Übungen, die Verbundenheit fördern. Beispiele:
- Ein Kind weint und die Mutter hält es sanft im Arm, spricht ruhig mit ihm und wiegt es.
- Du hast einen stressigen Tag, und eine Freundin hört dir aufmerksam zu, ohne zu urteilen, während sie deine Hand hält.
- Während einer Panikattacke hilft dir jemand, bewusst zu atmen und mit dir in der Gegenwart zu bleiben.
Dich selbst regulieren lernen
Das Ziel ist, eine stabile Grundlage zu schaffen. Wenn du gute Erfahrungen in deiner Kindheit gesammelt hast, hast du die Fähigkeit, dich in herausfordernden Momenten selbst zu beruhigen und zu stabilisieren. Wenn nicht, wird dich vieles triggern und du weißt manchmal gar nicht, wieso.
Um Sicherheit in deinem Inneren zu spüren und sie wirklich zu verankern, brauchst du Erfahrungen, die genau das in dir hervorrufen. Es beginnt mit Begegnungen: Menschen, bei denen du dich sicher fühlst, Orte, die dir Geborgenheit schenken, oder Tätigkeiten, die dir Stabilität geben. Du kannst dir ein Umfeld schaffen, das sind sogenannte Anker, die dir Halt in deinem Alltag geben.
Es ist nie zu spät, damit anzufangen.
Jede neue, gute Erfahrung schenkt deinem Nervensystem die Chance, alte Muster zu ergänzen. Es entsteht ein Gegengewicht zu all den alten Erlebnissen und übernommenen Überzeugungen. Mit der Zeit fangen diese neuen Erfahrungen an, alte Schatten mit ihrem Licht zu erhellen. Wenn sie gesehen und integriert werden, erhältst du auch noch einen Zuwachs an Energie. Das dauert, habe Geduld mit dir. Aber ich behaupte, es lohnt sich immer!
Sicherheit wächst Stück für Stück – wie ein Baum, den du hegst und pflegst.
Vielleicht kennst du dieses Gefühl, immer wieder von alten Erinnerungen eingeholt zu werden. Es ist, als würde die Vergangenheit dich kidnappen und in die Situation von damals zurückversetzen. Du hast dann keine Hilfsmittel, die dir Hier und Jetzt zur Verfügung sehen, sondern nur so alt wie du eben damals warst. Gefühle, Körperempfindungen oder Bilder drängen sich in die Gegenwart und machen es dir sehr schwer, im Hier und Jetzt zu bleiben. Genau das ist es, was Traumafolgen so anstrengend macht: Dein Nervensystem zieht sich zurück, Verbundenheit scheint unerreichbar. Aber es gibt einen Weg hinaus.
Drei Dinge, um aus der Schleife herauszukommen:
- Ein Bewusstsein darüber, was gerade in dir geschieht. Das gelingt über die Integration des Geschehens.
- Wichtig ist ein Umfeld, das dir Unterstützung und Co-Regulation bietet.
- Und die Fähigkeit, dich selbst zu regulieren und im Hier und Jetzt zu verankern. Beispielsweise durch Körper- und Atembungen.
Mehr Kontrolle, weniger Überflutung
Wenn du erkennst, wie deine alten Prägungen in dir wirken, gewinnst du nach und nach mehr Kontrolle. Es hört auf, sich so anzufühlen, als wärst du den Dingen ausgeliefert. Stattdessen lernst du, die Überflutung von außen zu beobachten. Dieser Perspektivwechsel ist ein wichtiger Schritt in Richtung Sicherheit. Das ist dein Schlüssel, um in der Gegenwart anzukommen und nicht wieder von alten Gefühlen gekidnappt zu werden.
Vielleicht hast du in deiner Kindheit wenig Co-Regulation erfahren: Du hattest vielleicht wenige Menschen, die dir geholfen haben, deine Gefühle zu sortieren und dich zu beruhigen. Das kann es heute schwer machen, dich selbst zu regulieren. Aber genau das können wir gemeinsam angehen. Die Fähigkeit zur Selbstregulation entsteht durch gelungene Co-Regulation. Stell dir vor, es wäre wie Schwimmenlernen: Ohne Anleitung und Unterstützung würdest du im Wasser einfach untergehen. Doch mit der richtigen Begleitung kannst du lernen, dich sicher zu halten.
Das Schöne ist: Du kannst selbst deine sichere Welt gestalten. Gemeinsam schauen wir, was dich stabilisiert und was dich eher aus dem Gleichgewicht bringt.
- Was tut dir gut?
- Was brauchst du, um dich sicher zu fühlen?
Alles, was dir Halt gibt, ist willkommen. Und alles, was dich irritiert, darf nach und nach verändert oder verabschiedet werden.
Selbstregulation ist das Herzstück dieses Prozesses. Es bedeutet nicht, dich immer ruhig oder glücklich zu fühlen. Es heißt vielmehr, mit den Wellen des Lebens umgehen zu können und dabei im Kontakt mit dir selbst zu bleiben. Sicherheit in dir selbst zu kultivieren bedeutet, dass du dich selbst „halten“ kannst – auch, wenn es mal stürmisch wird.
Wege aus dem Trauma – wie ich dich begleite
Wenn du dich entscheidest, dich mit deinem Trauma auseinanderzusetzen, machst du einen mutigen Schritt. Vielleicht spürst du oft, dass alte Erlebnisse immer wieder in deinem Leben auftauchen – als Gedanken, Gefühle oder Körperempfindungen. Es kann sich anfühlen, als würde die Vergangenheit dich fesseln und dir die Luft zum Atmen nehmen. Genau hier setzt meine Arbeit an: Ich begleite dich auf deinem Weg.
Raum für deine Gefühle
In unserer Arbeit geht es zuerst darum, dir einen sicheren Raum zu schaffen. Einen Raum, in dem alles da sein darf: deine Ängste, deine Wut, deine Trauer – und auch deine Hoffnung. Du darfst sein, wie du bist, mit allem, was dich gerade bewegt. Wir gehen in deinem Tempo. Es gibt keinen Druck und keine Vorgaben. Dein Erleben steht im Mittelpunkt, und ich bin da, um dich zu unterstützen und zu begleiten.
Dein Körper spricht mit dir
Trauma sitzt oft nicht nur im Kopf, sondern tief im Körper. Vielleicht merkst du das an Verspannungen, Schlaflosigkeit oder dem Gefühl, ständig angespannt zu sein. Gemeinsam schauen wir, was dein Körper dir sagen will. Mit behutsamen Übungen, achtsamen Bewegungen oder Atemtechniken lernst du, wieder in Verbindung mit dir selbst zu kommen. Schritt für Schritt darf dein Körper loslassen, was er so lange gehalten hat.
Sicherheit schaffen
Trauma entsteht durch Erlebnisse, die dich überwältigt haben und für die es damals keinen Ausweg gab. In unserer Arbeit erschaffen wir neue, sichere Erfahrungen, die deinem Nervensystem zeigen: Du bist jetzt in Sicherheit. Du musst nicht mehr kämpfen oder fliehen. Diese neuen Erlebnisse helfen dir, alte Wunden zu heilen und Vertrauen in dich und deine Umgebung aufzubauen.
Verbindung und Stabilität
Ich bin an deiner Seite, wenn wir gemeinsam die Vergangenheit erkunden und einen Weg zurück ins Hier und Jetzt finden. Oft fühlt es sich an, als ob alte Erinnerungen dich überwältigen, und genau dann ist es wichtig, jemanden an deiner Seite zu haben. Wir üben gemeinsam, wie du dich wieder stabilisieren kannst – durch einfache Techniken, die du auch in deinem Alltag anwenden kannst. Du wirst merken, wie du nach und nach Kontrolle über dein Inneres zurückgewinnst.
Sicherheit in dir finden
Mein Ziel ist es, dir zu helfen, ein Gefühl von Sicherheit in dir selbst aufzubauen. Das bedeutet nicht, dass du nie wieder schwierige Gefühle hast. Es bedeutet, dass du lernst, mit diesen Gefühlen umzugehen, ohne von ihnen überwältigt zu werden. Du darfst dich selbst halten und spüren, dass du dir vertrauen kannst – in jeder Situation.
Deine eigene Reise
Dein Weg aus dem Trauma ist einzigartig. Es gibt keine pauschalen Lösungen, sondern nur das, was für dich richtig ist. Ich sehe dich als starke Person, die kreative Lösungen in einem schwierigen Umfeld gefunden hat. Du hast viele Kompetenzen, die du nutzen kannst. Gemeinsam entdecken wir, was dir Stabilität und Kraft gibt, und was du loslassen möchtest. Du gestaltest deinen sicheren Raum selbstständig mit meiner Unterstützung.
Warum ich diesen Weg mit dir gehe
Ich weiß, wie schwer es sein kann, sich den dunklen Momenten des Lebens zu stellen. Aber ich weiß auch, dass Heilung möglich ist und wie befreiend es sich anfühlt, wenn der Schmerz nachlässt. Mit Mitgefühl, Geduld und einem klaren Blick helfe ich dir, diesen Weg zu gehen. Du bist nicht allein. Wenn du Kraft und die Geduld hast, diesen Weg zu gehen, lade ich dich ein, mit mir darüber zu sprechen. Gemeinsam können wir herausfinden, was für dich wichtig ist und wie du Sicherheit in deinem Leben verankern kannst.
Buche gern für einen Austausch mit mir einen kostenlosen Zoomcall. Jetzt buchen!
2 Antworten
Liebe Annette,
was du beschreibst, kenne ich nur zu gut. Tatsächlich kommen mir da Situationen in den Sinn, in denen ich mich als Erwachsene verloren gefühlt habe. Aber weil Menschen an meiner Seite waren, die mir einen Ausweg gezeigt haben, konnte ich meine Gefühle schnell regulieren.
Liebe Katharina,
vielen Dank für Deine persönliche Erfahrung dazu.
Und ja, ein gutes Umfeld, wie Familie, Freunde, Begleiter, ist sehr wichtig. Wer das nicht hat, geht zu einer Therapeutin, um Co-Regulation von ihr zu bekommen und, um zu lernen, was einem guttut und was nicht. Dann kann man anfangen, ein unterstützendes Umfeld für sich zu gestalten. Vorher weiß man das ja nicht, wenn man das andere nicht kennengelernt hat.
Liebe Grüße, Annette